Unter Schulkultur lässt sich ein bewusst gestaltetes Schulleben im Sinne eines sozialen und kulturellen Lebensraumes verstehen, welches Elemente der Lern-, Erziehungs- und Organisationskultur mit einbezieht (vgl. MSB 2020: 51). Alle am Schulleben Beteiligten prägen bewusst oder unbewusst die Schulkultur mit. Sie manifestiert sich - entgegen ihrer traditionellen Gegenüberstellung zum Unterricht - sowohl in eben diesem als auch z.B. über Regeln, Rituale, den Umgang mit Konflikten oder die pädagogische Architektur. Die Unterrichts- und Angebotsgestaltung kann vielmehr als ein beobachtbarer Ausdruck der gelebten Schulkultur betrachtet werden.
Der Begriff der Schulkultur kann sowohl deskriptiv-wertneutral als auch normativ verwendet werden: Im deskriptiven Sinne hat jede Schule eine bestimmte Schulkultur, die sich erfassen und beschreiben lässt. Im normativen Sinne geht es darum, durch eine bewusste und aktive (Weiter)Entwicklung der Schulkultur die Bildungseinrichtung insgesamt positiv zu verändern, z.B. durch eine kind- und jugendorientierte Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen (vgl. Gudjons 2007: 44). Die Qualität einer Schule kann also entscheidend durch die bewusste Ausgestaltung der Schul- und Lernkultur geprägt werden. In der Ganztagsbildung besteht die Essenz der Schulkultur insbesondere darin, die Ganztagsschule als „Lern- und Lebensort“ zu begreifen. Ein gutes Schulklima besitzt „gemessen an der Bedeutung für gelingende Schulentwicklung […] einen hohen Stellenwert. Wenn Kinder und Jugendliche sich an ihrer Schule wohlfühlen, hat dies auch Einfluss auf ihren Lernerfolg“ (DKJS /Dariusz Misztal: o.J.: o.S.). Zudem zeigen die Erfahrungen aus zahlreichen Schulevaluations- und Schulentwicklungsprojekten, dass der „Hebel Kultur“ sowohl zu mehr Wohlbefinden der Lernenden, Lehrenden, Eltern und aller weiteren Mitarbeitenden als auch zur erfolgreicheren Zusammenarbeit des pädagogischen Personals an einer Schule führt.
Ein vertieftes Verständnis der Schulkultur ist eine wichtige Voraussetzung, die durch die großen Herausforderungen unserer Zeit anstehenden Veränderungen wirkungsvoll und nachhaltig umzusetzen. Anstehende Schulentwicklungsthemen können in Verbindung mit dem schulinternen Qualitätsmanagement angemessener geplant und gesteuert werden, so dass sie in der Praxis langfristig verankert und von den Lehr- und Fachkräften mitgetragen werden (vgl. ebd.).
Wesentliche Aspekte, die für eine gelungene, kind- sowie jugendorientierte, Schul- und Lernkultur (im normativen Sinne) an offenen Ganztagsgrundschulen gestaltet werden müssen, sind
- die Beteiligung von Schüler*innen, auch im Sinne einer Demokratieerziehung,
- eine enge und gut abgestimmte Zusammenarbeit im multiprofessionellen Schulteam und mit außerschulischen Akteur*innen (siehe Teil „Multiprofessionelle Kooperation“),
- die Gestaltung der Schule nicht nur als Lern-, sondern auch als Lebensraum (pädagogisch anregende Ausstattung und Gestaltung der Räumlichkeiten),
- eine gute Zusammenarbeit mit den Familien der Kinder- und Jugendlichen im Sinne einer Erziehungs- und Bildungspartnerschaft,
- ein zeitgemäßes (digitales) Medienkonzept,
- ein gesundes, ausgewogenes und nachhaltiges Ernährungskonzept,
- entsprechende Bewegungs-, Spiel- und Sportmöglichkeiten,
- ein wirkungsvolles Kinderschutzkonzept (präventiver und interventiver Kinderschutz,
- ebenso wie ein Präventionskonzept, dass z.B. Aspekte wie Gewalt/(Cyber-)Mobbing, Süchte, psychosoziale Beeinträchtigungen, (Medien-)Konsum, Gesundheit, Unfälle…) thematisiert [NK1]
Verwendete Literatur
- DKJS / Dariusz Misztal (o. J.): Schulkultur. https://www.ganztaegig-lernen.de/schulkultur [Zugriff: 7.1.2021]
- Gudjons, H. (2007): Schulleben als Schulkultur – Lernumgebungen gestalten. In: Pädagogik, Heft 7-8, Jahrgang 2007. S. 43-47.
- Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW (MSB) (2020): Referenzrahmen Schulqualität NRW – Schule in NRW Nr. 9051. Düsseldorf.