Ganztag im 75-Minuten-Takt

22.06.2021  |     

Ganztag im 75-Minuten-Takt


Abb. 1 Abb.: Unterrichtszeiten an der KKS Leverkusen

Abb. 1 Abb.: Unterrichtszeiten an der KKS Leverkusen

Kind- und jugendorientierte Ganztagsbildung braucht zeitliche Rahmenvorgaben, die eine inhaltliche Ausgestaltung ermöglichen. Ein Raster mit 75-Minuten-Stunden bietet hier viele Vorteile. Sowohl für die Unterrichtsgestaltung als auch für die damit verknüpften Ganztagsangebote.

Umstellung auf 75 Minuten Unterrichtstunden – Modell der KKS Leverkusen

Überraschend ist beim Studium der Veröffentlichungen zu Stundenrastern in deutschen Schulen in der Fachliteratur, dass das 75-Minuten-Modell nicht ausführlich erläutert wird. Dabei bietet diese Variante die mathematisch beste Umrechnung vom 45-Minuten-Modell und öffnet sehr viele pädagogische Freiräume.

Alle Kurs-Längen passen in diesem Modell exakt in die Blöcke hinein. Verlängerungen in Pausen hinein oder am Tagesbeginn oder Tagesende sind nicht nötig. Dies ist der gravierende Vorteil gegenüber allen anderen Modellen längerer Stunden. Es entsteht ein übersichtlicher und ruhiger Tagesplan für alle Jahrgangsstufen ohne Überschneidungen und Ausnahmen.

Mit 20 Einheiten zu 75 Minuten ist das Unterrichtsangebot der Sekundarstufe I zu realisieren und auf vier Fächer pro Tag reduzierbar. Die Pläne der Sekundarstufe II und der Sekundarstufe I sind passgenau, so dass die Einsatzpläne des Kollegiums ineinandergreifen.

Im Mittagsbereich greifen die Blöcke für Freizeit und Lernzeit (hier ‚Meine Stunde‘ genannt) ineinander und gehen fließend ineinander über. Die Stunden davor und danach beginnen exakt parallel und sind mit den Zeiten der Sekundarstufe II abgestimmt.

Hier eine mögliche Stundentafel der Sekundarstufe I im 75 Minuten Modell:

Entwurf Stundentafel zum DOWNLOAD

 

Vier Argumente, warum verlängerte Zeiten für die Schüler*innen wichtig sind:

  1. Der Anteil der ‚Ankommen-Zeit‘ an der gesamten Unterrichtsstunde, in der sich die Lerngruppe erst mal neu sortieren muss, ist geringer. Nur noch maximal vier Fächer pro Tag bedeuten, dass weniger Material mitgebracht werden muss und weniger Raumwechsel erforderlich sind. Eigenständige Arbeitsphasen, Experimente und Projektarbeit gelingen.

  2. In den längeren Unterricht können die Lehrkräfte flexibel Phasen einbauen, in denen die Schüler*innen individuell gefördert werden oder individuelle Pausen machen, falls die Konzentration absinkt (lesen oder Bewegungspause). Der Anteil des Unterrichtsgesprächs, in dem die Schüler*innen der Lehrkraft ruhig zuhören müssen, sinkt – was zu weniger disziplinarischen Maßnahmen führt.

  3. Unterrichtsergebnisse können mittels kurzer Schülervorträge öfter innerhalb der gleichen Stunde direkt vorgestellt werden, so dass zusammenhängendes Lernen und ein vertieftes Merken gestärkt wird – ein Vorteil, dessen Wirksamkeit in vielen neurowissenschaftlichen Studien aktuell untersucht wird.

  4. In den längeren Einheiten können sich die Schüler*innen öfter mit dem gleichen Lerngegenstand in unterschiedlichen Formen wiederholend beschäftigen. Dies ist die wirksamste Form, damit die Inhalte vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis übergehen können.

 

Zwei Argumente, warum verlängerte Zeiten für Lehrkräfte wichtig sind:

  1. Die Gesundheit der Lehrkräfte wird durch die deutliche Reduzierung der Anzahl der täglich zu unterrichtenden Lerngruppen gestärkt.

  2. Die Stundenpläne aller Klassen und Lehrkräfte sind einfacher und schneller zu erstellen, da durch die Reduzierung der Blöcke weniger Kollisionen entstehen.

 

Umrechnung von 45-Minuten-Stunden auf 75-Minuten-Stunden

Alle Grundlagen für Lehrpläne und Richtlinien, die Berechnungen von Lehrerwochenstunden und die Vorgaben für Prüfungen und Stundenpläne in Deutschland sind formuliert im 45-Minuten-Takt. Jedes Bundesland legt fest, in welcher Schulform wie viele Unterrichts-Stunden zu je 45 Minuten eine volle Stelle ergeben. Alle Reduzierungen leiten sich ebenfalls davon ab. Bei einer Umstellung auf 75 Minuten sind alle Werte mit 0,6 zu multiplizieren.

In Gesamtschulen in NRW z.B. entspricht eine volle Stelle für Lehrkräfte aktuell 25,5 Stunden (= 1.147,5 Minuten).

 

Stunden

45min Takt

25,5

25

20

15

12,25

10

75min Takt

15,3

15

12

9

7,65

6

 

Beispiel: Hat eine Lehrkraft bislang z.B. 20 Einheiten unterrichtet, so werden es im neuen Raster dann nur noch 12 Einheiten sein. Die Anzahl der Minuten ändert sich dadurch nicht.

Weitere Informationen zum 75 Minuten Modell:

KONTAKT: Georg Husemann . info(at)husemann.koeln


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